Das Warten hat ein Ende: Endlich beginnt knapp nach Schulanfang die Kulturreise der Griechischschüler:innen der 7ab in die Westtürkei. Dort bietet sich nicht nur die Gelegenheit, einige der monumentalsten Ausgrabungen des Mittelmeerraums zu bestaunen, sondern auch die türkische Kultur kennenzulernen und das spätsommerliche Urlaubsflair zu genießen.
Gemeinsam mit den Griech:innen der 7. und 8. Klassen des Akademischen Gymnasiums Linz begeben wir uns also Ende September 2025 frühmorgens auf eine wahre Zeitreise bis ins 6. Jahrhundert v. Chr. nach Kleinasien. In der Stadt Priene braucht man nur etwas Fantasie, um sich das Treiben in den antiken Gassen vorzustellen. Sie hat alles, was zum Rezept für eine antike Stadt gehört: Eine Wehrmauer, ein Theater, einen Tempel und eine Agora. Teile davon sind auch in Milet sichtbar und in Didyma sind die Reste des gewaltigsten Tempels Kleinasiens mit Säulen von zwei Metern Durchmesser und fast zwanzig Metern Höhe zu bestaunen. Für Österreicher:innen besonders spannend: Archäolog:innen des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) aus Wien graben teils seit über hundert Jahren in den Stätten Ephesos und Aphrodisias. Es kommen dabei immer wieder neue Schätze zum Vorschein, die Fassade der Celsusbibliothek schaffte es unlängst sogar in DEN STANDARD. Kein Wunder, dass im schönen Kleinasien auch bekannte antike Philosophen wie Thales (in Mathe hochbegabt), Anaximenes (Freiluftfan), Anaximander (Alles ist unendlich.) und Heraklit (Πάντα ῥεῖ.) wohnhaft waren.
Ein Naturschauspiel, das auch die Kulisse eines Ice Age-Spielfilms sein könnte, sind die Kalkterrassen von Pamukkale. Über sie fließt Thermalwasser herab, was nicht nur den Menschen, sondern auch maurische Landschildkröten (testudo graeca) gefällt, von denen hier 2021 sogar siamesische Zwillinge gefunden wurden. Selbst die griechischen Theater haben eine Verbindung mit ihren süßen Verwandten in Griechenland (testudo hermanni): Der Gott Hermes soll angeblich eine ihrer Artgenossen ausgehöhlt und mithilfe von Kuhdärmen zu einer Lyra verarbeitet haben, einem üblichen Instrument in der antiken Unterhaltungsbranche. Heutzutage haben es Tiere in diesen Breiten deutlich leichter: Süße streunende Katzen und Hunde werden von Touristen und Einheimischen gleichermaßen gern gestreichelt.
Nach einer letzten Ausgrabung in Pergamon, wo in der Bibliothek DAS Schreibmaterial des Mittelalters, das Pergament, erfunden worden sein soll, geht es ab ins Treiben der modernen türkischen Bazars von Ayvalık und Izmir. Dort lässt sich um jede türkische Lira feilschen, wohlschmeckender çay (schwarzer Tee, meist mit Zucker in einem kleinen bauchigen Glas serviert) oder türk kahvesi (frisch aufgebrühter Kaffee, der Satz kommt mit in die Tasse) mit Lokum oder Baklava genießen und originalen Kebap verkosten, der in der Gegend von Izmir mit Tomatensauce und flüssiger Butter gereicht wird.
Teşekkür ederim und χάριν ἔχομεν (ein doppeltes Danke) für einen wunderbaren Aufenthalt, der uns nicht nur einiges über die Antike gelehrt, sondern auch ein Fenster in eine fremde Kultur geöffnet hat. Wir werden uns noch lange daran erinnern!
Eure Alte-Steine-Gang