„Das ist unglaublich belastend“, sagt Veronika Schreibelmayr. „Unvorstellbar, dass jemand in unserem Alter so etwas durchleben musste.“ Ludwig Kriecher kämpfte im Ersten Weltkrieg, war nur ein Jahr jünger als die Schülerin der 7B. Mit 16 Jahren ist er der jüngste Tote am Soldatenfriedhof nur unweit des Petrinums und einer von 558 Kriegstoten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, die hier begraben liegen. „Es ist zwar schon lange her, aber wir müssen unbedingt achtsam sein“, pflichten Lisa Aigner und Aurelia Fischer ihrer Klassenkollegin bei. „Auf unsere Mitmenschen und, was um uns herum so passiert.“
Die gleiche Aussage, wenn auch mit anderen Worten, fanden kurz zuvor Österreichs Innenminister Gerhard Karner (VP) und Oberösterreichs Landeshauptmann (VP) Thomas Stelzer. „Wir alle haben eine große Verantwortung“, sagte Karner und meinte dabei Dienstagnachmittag nicht nur die anwesenden Größen aus Politik, Polizei, Bundesheer und Kirche, die Nachkommen und die Abordnung des Petrinums, die zur Kranzniederlegung anlässlich des 80. Jahrestags des Ende des Zweiten Weltkriegs gekommen waren. „Als Gemeinschaft feiern wir heuer ein großes Jahr. Kriegsende, Staatsvertrag, EU-Beitritt, aber lasst uns nicht vergessen, dass 2025 nicht nur ein Jubiläumsjahr, sondern auch ein Gedenkjahr ist.“ Die Kranzniederlegung sei deshalb nicht nur ein sichtbares, sondern auch ein notwendiges Zeichen der Mahnung, „was passiert, wenn Menschen gegeneinander kämpfen.“ Karner forderte zum stillen Gedenken auf. Und tatsächlich kam der leise raschelnde Blätterwald am Soldatenfriedhof kurz zur Ruhe, sogar die Motorsense in der Ferne schwieg. Es waren allein die Vögel, die wenig später die Stille brachen. Kurz darauf setzte auch die Sense wieder an.
Ein „Ort des Lernens“
Für den Landeshauptmann war es Dienstagnachmittag so etwas wie eine Rückkehr. „Ich war so alt wie ihr“, meinte er Richtung der Schülerinnen und Schüler der 2C. „Da war meine Mama überzeugt, dass frische Luft so dermaßen gesund für mich sei, dass sie mich einmal in der Woche den Pöstlingberg-Kreuzweg gehen ließ.“ Erst im Laufe der Jahre hätten ihm seine Eltern dann erklärt, was dieser Ort, am Fuße des Weges bedeute. „Der Soldatenfriedhof beim Petrinum ist ein Ort des Lernens, ein Ort des Auftrags“, so Stelzer. „Dass wir zwar wissen, was Krieg anrichten kann, aber als Menschen keine Entwicklung gemacht haben.“
„Das war richtig traurig“, resümierten die Schülerinnen und Schüler der 2C. „Und bedrückend“, ergänzt eine Schülerin von hinten. „Aber auch richtig wichtig“, schickte ein Schüler hinterher. Und alle pflichteten bei. Nach der Kranzniederlegung legten die Anwesenden Rosen nieder. Ein ganz besonders Grab hatte dabei Thomas Schauberger aus der 5A im Sinn, das seines Urururgroßvaters. „Zumindest hat die Oma gesagt, dass er auch hier begraben liegt.“ Für ihn und Felix Pernkopf war der Dienstagnachmittag ein dringlicher Appell: „Wir dürfen nie vergessen, was Krieg und Gewalt bedeuten, auch wenn es unsere Generation nicht erlebt hat.“ „Zum Glück“ – wieder wird eine Wortmeldung nachgeschickt.
Die Erinnerung lebt für Direktor Stefan Hametner aber nicht nur unweit des Petrinums, sondern auch in den Gängen der Schule. Auf den vergilbten Absolventenfotos sind viele Schüler in Wehruniform zu sehen. Geziert von aufbauenden, mobilisierenden Sprüchen. Im Nachhinein wurden zu manchen Namen händisch Kreuze dazugekritzelt. „Das sind so viele Lebensgeschichten, die nie geschrieben wurden. So viele junge Leute, die nie eine Familie gegründet oder einen Beruf gelernt haben“, sagt Hametner. „So erhalten Schicksale auch ein Gesicht.“